Die Bühne: eine Grundschule.
Die Hauptdarstellerin: eine Schulleiterin, die Autismus ungefähr so gut kennt wie ein Pinguin die Wüste.
Ihr erster Dialog:
„Also, Ihr Kind passt hier gar nicht hin, wir haben davon keine Ahnung.“
– Donnernder Applaus? Nein, nur irritierte Eltern, die darauf bestehen, dass ihr Kind hier zur Schule geht.
Da packt die Schulleiterin das große Besteck aus: zwei runde Tische, Auflauf sämtlicher Förderschulen, sogar eine Schule für Kranke. Fehlt nur noch das Orchester. Die Eltern kontern – mit Rechtsanwalt.
Vorhang!
Die Schulleiterin lädt wieder ein.
Diesmal dabei: Teilhabeassistenz, Kostenträger und allerlei Experten, die leise aber bestimmt singen:
„Sonderpädagogisches Feststellungsverfahren! Sonderpädagogisches Feststellungsverfahren!“ (Melodie frei wählbar).
Der Tenor: Runterschrauben macht das Leben leichter – nicht nur fürs Kind, vor allem für die Schule. Doch die Eltern bleiben stur.
Unpraktisch für die Dramaturgie, wenn das Kind Fortschritte macht.
„Das Kind kratzt und beißt!“
ruft die Schulleitung und erklärt feierlich die „Schulkrise“.
Dass die Schule zuvor selbst überfordert war, wird geschickt im Nebelwerfer-Effekt der Bühne versteckt.
Die Schulpsychologin tritt auf, Elternbeirat und Personalrat werden aufmarschiert, die Eltern holen erneut den Anwalt.
Ergebnis: Nichts. Das Kind bleibt, mitsamt Assistenz, die Konflikte lösen kann, was leider sehr untheatralisch ist.
Weil das Kind ohne Assistenz „nicht erwünscht“ ist, spielt sich der Unterricht kurzerhand im Wohnzimmer ab.
Mutter als Ersatzlehrerin, Vater als Bühnenarbeiter, das Kind trotzdem voll im Stoff.
Inzwischen manipuliert die Schulleitung Förderpläne, als wären es Programmhefte für eine Premiere.
Im Juni die Überraschung:
Die Schulleitung meldet beim Jugendamt eine angebliche Kindeswohlgefährdung. Tragik? Komödie? Groteske!
Das Jugendamt winkt ab und bietet den verdutzten Eltern eher Tee und Trost an.
Das Beratungs- und Förderzentrum tritt auf – natürlich wieder mit der altbekannten Platte:
„Förderschwerpunkt Lernen, bitte sehr!“
Warum? Weil man so keine Notenprobleme mehr hat, keinen Stress mit Differenzierung, und das Kind gleich ein bisschen weniger auffällt. Problem gelöst – zumindest in der Inszenierung der Schulleitung.
Applaus?
Fehlanzeige. Stattdessen bleibt der Eindruck hängen, dass dieses Stück am besten den Titel tragen sollte: „Von Pädagogik keine Spur – eine Komödie in fünf Akten und unzähligen Runden Tischen.“